Auf meine innere Uhr ist Verlass, aber ich hatte trotzdem den Wecker gestellt. Pünktlich um 6:40 Uhr (ohne Wecker) Augen auf und in den Sonnenaufgang geblinzelt. Ob das jemals langweilig werden könnte – die Morgenröte, die reine Luft des frisch erwachten Tages? Mir nicht!
Raus in den Pool. Wir haben ja schräg gegenüber vom Kanal auch ein Haus, das ist seit gestern wieder bewohnt. Also muss ich wieder ein bisschen aufpassen mit meinem Morgenbad, bzw. mit meiner „ohne Outfit Erscheinung“. Aber es ist wirklich am schönsten, wenn man den Pool als überdimensionierte Badewanne nutzen kann und in die Wanne gehe ich auch nicht mit Klamotten.
Das kühle Wasser ist so herrlich erfrischend, danach bin ich wirklich in Null Komma nichts fit und energiegeladen. Danach die erste Tasse Kaffee – das ist Urlaubsfeeling pur. Ach ich vergaß, ich wollte es ja gar nicht mehr so ausführlich beschreiben…
Was ist heute für ein Tag? Sonntag! Und der Mai hat begonnen (das muss ja viele Arbeitnehmer ärgern, dieser Feiertag auf dem Sonntag!). Yoga am Beach – 2. Versuch.
Ich bin wieder ganz pünktlich vor Ort und schaue mich um. Am Strand wie auch gestern der Trecker mit Glättungsaktion und 2 ältere Damen mit Metalldetektoren – sie suchen wohl nach verloren gegangenen Schätzen im Sand. Ein junger Mann hüpft ins Wasser – der einzige weit und breit. Sicherlich genießt er sein Morgenbad genau wie ich.
Da sehe ich Inga, sie hat eine große Tasche dabei und stapft durch den Sand zu einer Bank. Wir begrüßen uns und mit einem Blick zur Uhr (schon fast 8) frage ich sie, wie viele denn kommen würden. Sie weiß es nicht, es ist jeden Sonntag unterschiedlich. Diese Stunde ist ja kein Kurs, sondern eine „Drop in“ Stunde, wer kommt der kommt. Sie berichtet mir, dass sie einer anderen deutschen Teilnehmerin von mir erzählt hat und die gern meine Visitenkarte hätte und während wir das noch erörtern kommen 2 weitere Frauen auf uns zu, besagte Deutsche und ihre Bekannte (bzw. Freundin des Sohnes, wie ich später erfahre). Conny und Andrea. Wir begrüßen uns zunächst auf Englisch, dann in Deutsch. Noch eine Dame kommt (Amerikanerin) und wir halten Ausschau nach einem geeigneten Platz. Der Trecker (der ja mit seinem Lärm das ruhige Yogaambiente empfindlich stört) ist fast fertig, zumindest im Mittelteil an dem Gebäude, indem Veranstaltungen stattfinden, sofern es eine gibt. Ich habe meine Matte mit aber kein Handtuch, Inga ist so freundlich mir eines zu borgen, denn sie meint ein Handtuch sei besser. Ich weiß es nicht, ich hatte noch nie Yoga im weichen Sand.
Wir gehen zu dem Stück Strand, das Inga ausgesucht hat und breiten dort die Handtücher aus. Dieser Teil liegt noch im Schatten der aufsteigenden Sonne, aber ich vermute, dass wird sich in der nächsten Stunde noch ändern.
Inga setzt sich quer vor uns (schon im Sonnenlicht) und wir 4 sind brav aufgereiht nebeneinander. Conny hatte mich zwischendurch schon gefragt, ob ich wirklich selbst auch Yogalehrerin sei und als ich bejahte, wurde sie ein bisschen verlegen und wies auf ihren Anfängerstatus hin. Ich konnte sie aber beruhigen, denn es gibt ja so viele Stilrichtungen beim Yoga, dass man gar nicht alle kennen (und auch noch firm darin sein) kann. Dann erzählte sie mir, dass sie Ferienhausverwalterin sei und wenn ich mal was suchen würde – und ich habe sie ganz freundlich darüber informiert, dass wir unser Traumhaus schon gefunden und auch für nächstes Jahr schon gleich wieder gebucht hätten. Das fand sie natürlich auch in Ordnung (hätte mal was anderes sagen sollen) und so widmeten wir uns der Yogastunde.
Ich war teilweise unkonzentriert, denn ich habe so sehr den Raum (sofern man den Strand als Raum bezeichnen kann) genossen, da war es etwas schwierig in eine mehr verinnerlichte Empfindung zu kommen. Der Sand unter mir, das Geräusch der Wellen, die sanfte Morgenbrise – all das habe ich wirklich ganz intensiv genossen und sehr bewusst abgespeichert. Diese beruhigenden gleichmäßigen Wellengeräusche, der Duft der Luft – einfach zum hinschmelzen. Wenn ich wieder zuhause bin werde ich in der Meditationsphase im Unterricht meine Teilnehmer genau diese Bilder und Geräusche mental erleben lassen. Ich erzähle am Ende jeder Stunde eine Geschichte, weniger eine erfundenen Geschichte, sondern eher eine Fantasiereise in unsere Umwelt und auch den Kosmos und durchlebe dann gemeinsam mit ihnen (sofern sie sich darauf einlassen, aber das tun sie in der Regel gern) diese Bilder wie einen selbst erlebten eigenen Film. Und Sonne, Strand, Wasser, Wind – das sind ganz wunderbare Ausgangsbereiche für Meditationen.
Zurück zum Strand.
Während der Praxis wurde der Strand in immer mehr Sonnenlicht getaucht und die anderen Frauen rückten für ihre Übungen in den Schatten. Ich stand in der Sonne und dachte amüsiert, dass das wohl der Unterschied zwischen Einheimischen und Touris wäre, denn wer immer Sonne hat, der schätzt sie oft nicht mehr so.
Die Stunde war sehr schön, die Standübungen im weichen Sand wirklich mal was neues und gar nicht so einfach. Vor allem die Balance-Übungen, da habe ich ganz schön abgeloost.
Nach der Abschlussentspannung habe ich gefragt, ob ich ein paar Fotos von uns machen dürfte (und die auch ins Netz stellen) und alle bis auf die Amerikanerin waren einverstanden. Also hat sie die Bilder geschossen. Warum jetzt hier im Blog keine davon sind ist eine andere Geschichte, davon später.
Dann hat uns Andrea erzählt sie bekäme heute ihre Graduation als Doktor der Sportmedizin und das sie bald (nach jetzt bereits 7 Jahren hier in CC) nach Köln geht um dort zu arbeiten. Dann wollte sie mich mal in Düsseldorf besuchen. Wir haben uns bis zum nächsten Sonntag verabschiedet und sind unserer Wege gegangen.
Ich bin mit lauter Musik und natürlich offen nach Hause gefahren und war ganz aus dem Häuschen vor Glückseligkeit. Ist ja nicht so, dass ich aus armen Verhältnissen käme und mir nun zum ersten Mal im Leben etwas besonders schönes widerfährt, aber ich bin wirklich ein Genussmensch und freue mich (auch gern immer wieder!) über die schönen Dinge des Lebens. Oft sind es gerade die weniger spektakulären (und kostspieligen), die mich besonders berühren und sich als absolutes Lebenshighlight tief in mein Gedächtnis verankern – das Leben ist schön!
Zuhause wartete ein frühstückshungriger Ehemann und so zückte ich umgehend Pfanne und Speck und deckte den Frühstückstisch.
Der gebratene Speck ist definitiv um Längen leckerer als der mikrowellisierte, da gibt’s keine Diskussion.
Jürgen wollte nach der Speckorgie zum Trödelmarkt – Fleamasters Fleamarket in Ft. Myers. Da waren wir bislang bei jedem Floridaurlaub und auch diesmal war ich hin und her gerissen von Vorfreude und dem Grauen schlechthin. Freude über diese bunte und lustige Welt der Markstände und Grauen über die endlose Aneinanderreihung von Kitsch schlimmsten Ausmaßes. Amerikanisch eben.
Wir also los, aber zunächst mal zur nächsten Tankstelle, denn der Sprit ging bedenklich zur Neige. Unterwegs wurden wir mehr und mehr von einer lustigen „Käferkonstellation“ bevölkert, vor allem beim Stopp an den Ampeln. Die Lovebugs waren unterwegs, stetig kopulierende kleine geflügelte Käferchen, die auf den ersten Blick etwas von siamesischen Zwillingen haben – 2 Körper am Hinterteil zusammen gewachsen. Das ist ihr Erkennungszeichen, sie treten immer als Pärchen auf und zwar inflagranti. Bei ihrem Treiben stört es sie auch nicht im geringsten wo sie dabei landen oder in welche Ecken und Nischen sie fleuchen, ganz schön lästig. Einmal hatte Jürgen die „Fuckbugs“ im Nasenloch und konnte sie nur mit Mühe da heraus schnäuzen – Frechheit!
An der Tanke machte sich ein amerikanischer SUV-Fahrer über uns lustig im offenen Auto mit der Käferinvasion und lachte herzlich, als er uns noch „weiterhin viel Spaß“ beim fahren wünschte. Wobei der Fahrtwind die Dinger ja wegbläst…
Wir haben es dann auch weiterhin unbeschadet bis zum Fleamarket geschafft – die Sonne knallte unbarmherzig und wir sind schnurstracks rein in die erste Halle. Dort ist es ein bisschen kühler, es gibt auch eine Menge Ventilatoren überall, aber je später es wird, desto unerträglicher dann doch für unsere hitzeempfindlichen Gemüter.
Auf der Suche nach einem HDMI-Kabel (damit wir meine Videocam mal ans TV anschließen könnten) zottelten wir über den Markt, bis - ja bis ich an einem Stand lila Sandalen entdeckte, die musste ich haben. 15 Dollar wechselten den Besitzer. Etwas später hätte ich auch gern noch ein Kleid erstanden, aber Jürgen ging weiter und ich hatte keine Lust ihn hinterher zwischen all den Ständen wieder finden zu müssen.
Ich glaube, bis auf ein HDMI-Kabel gibt es auf diesem Markt einfach alles, vom Gebrauchtauto über Stichwaffen, Staubsauger, Elektrogeräte, jede Art von Haushaltswaren, Klamotten – sogar Rettungswesten für Hunde, lebende Tiere (das war zum Erbarmen) und Millionen von so genannten „Stehrummchen“ – also Dinge die kein Mensch braucht, die man sich aber als vermeintliche Deko in die Behausung stellen kann und dort stehen sie eben dann rum – ewig und hässlich…
Nach gut eineinhalb Stunden hatten wir die Nase voll und holten nur noch ein großes Körbchen Erdbeeren und leckere Tomaten.
Diesmal im geschlossenen Auto Richtung Heimat, aber dann fiel Jürgen ein, man könnte doch in einem Best Buy Shop mal nach dem HDMI-Kabel Ausschau halten. Er befürchtete zwar, dass die sonntags geschlossen hätten, aber ich war mir sicher dass dem nicht so ist. Auf eine Diskussion habe ich wohlweislich verzichtet – wir würden es ja sehen. Und natürlich hatte der Laden auf, wie auch alle anderen Geschäfte in der Mall (nahe der Edison-Mall, vielleicht sogar ein Teil davon). Wir also rein und tatsächlich für knapp 40 Dollar dieses Kabel erstanden.
Nun aber endgültig nach Hause, dann doch noch ein Einkaufsabstecher zu Publix, Eisnachschub und leckere Steaks für den Grill. Wir hatten leider auch schon wieder Hunger (man soll ja echt nicht hungrig einkaufen gehen) und so landete ein köstliches Sushi-Päckchen, sowie ein frisches Brathuhn in unserem Einkaufskorb. Mit den Fressschätzen zurück ins gemütliche Heim. Auf der Terrasse haben wir uns geradezu überfallartig über das Hähnchen hergemacht und ich habe noch zwei Rolls aus dem Sushi-Pack stibitzt.
Später wurde dann das neu errungene Kabel ausprobiert. Leider ohne Erfolg, das TV konnte keine Daten finden? Anleitung durchgelesen und nicht gefunden, woran es denn nun liegen könnte. Bis Jürgen über den Satz stolperte, dass diese Cam nur an einem PAL-TV funktioniert und hier in USA ist ja nun mal NTSC üblich. Mist, wieder Geld ausgegeben für nix und wieder nix. Okay, zuhause können wir’s ja gebrauchen, ein kleiner Trost.
Dann haben wir uns dem süßen Nichtstun verschrieben, lesen und dösen am Pool. Später war der Wunsch nach Erfrischung übermächtig und der Pool musste ausgiebig dran glauben. Ich habe sogar die Cam einfach mal laufen lasen um dieses alberne Spiel aufzuzeichnen, darüber können sich später unsere Enkelkinder dann noch amüsieren (falls sie zwei völlig bekloppte alte Menschen überhaupt lustig finden!).
Zum Sonnenuntergang dann der wiederholte Versuch mit der Kamera unten am Steg die springende Fische zu filmen, man ist das eine Geduldsprobe. Stundenlang hüpft keiner und wenn, dann auf der anderen Seite oder aber, sobald ich die Cam entnervt abschalte. Ich habe schließlich doch noch welche „erwischt“, wenn auch nicht ganz nah vor unserem Steg. Ich werde es später noch mal probieren. Wir haben schwarze kleine freche Vögel mit Brot gefüttert und Geckos beobachtet, das ist ja auch schon mal was.
Der Abend klang ganz ruhig aus. Ich habe mal ein Bad im erleuchteten Pool im Dunkeln ausprobiert und viel Spaß mit Schattenspiel am Beckenrand gehabt. Ist auch schön, aber morgens ist schöner…
Unsere Steaks haben wir auf den nächsten Tag verschoben, dass Sushi musste dran glauben und noch die Laugenstangen. Ein schöner Tag – sehr harmonisch und lustig!